– Lina –
Hi, ich bin Lina, 19 Jahre alt und mache mein Freiwilliges Soziales Jahr in der Diakoniestation in Marl.
In den letzten Monaten habe ich sehr viel dazu gelernt, nicht nur, was die ambulante Pflege angeht, sondern vor allem viel über mich selbst.
Einerseits habe ich mich sehr in den Büroalltag eingelebt, womit ich viel Verantwortung zu tragen hatte und für einige Aufgaben ganz allein zuständig war. Es war sehr spannend quasi „hinter die Kulissen“ einer ambulanten Pflegestation blicken zu können. Von der Abrechnung, über Tourenplanung und Mitarbeitereinsatz bis hin zur Materialbestellung, durfte ich mich einbringen. Das hat mich auf jeden Fall sehr verantwortungsbewusster und reifer gemacht.
Andererseits hatte ich aber auch den Kontakt zu den Klienten, ob ich sie nun zum Arzt fahren durfte oder bei der Pflege mit dabei war. So hatte ich die Chance mit den Menschen zu sprechen, mir ihre Geschichten anzuhören, auch selbst etwas zu erzählen und sogar wichtige Tipps für das Leben bekommen. Es war ein schönes Gefühl eine so gute Sache wie die ambulanten Pflege unterstützen zu können.
Euch kann ich das Jahr in der Diakoniestation nur empfehlen. Ihr werdet es nicht bereuen, denn es ist alles andere als Popo abputzen!
– Marcel –
Mein Name ist Marcel und ich habe mein FSJ beim Ambulanten Betreuten Wohnen für psychisch- und suchterkrankte Menschen in Herten absolviert.
In diesem Jahr ist viel passiert, ich konnte viel dazulernen und auch einiges über Menschen und Erkrankungen lernen. Außerdem bin ich durch den ständigen Kontakt mit den Klienten selbstbewusster geworden, habe gelernt mich selbst zu organisieren und Verantwortung zu übernehmen.
Wie mein Tag aussah? Ganz unterschiedlich! In der Regel bin ich mit gelernten Fachkräften zu den Klienten nach Hause gefahren und wir haben sie im Alltag bei diversen Aufgaben unterstützt. Zum Beispiel beim Einkauf, bei der Haushaltsführung, bei Arztbesuchen, Entlastungsgesprächen oder Ausflügen. Dadurch soll den Klienten geholfen werden, wieder „auf die Beine zu kommen“, sodass sie in Zukunft ihr Leben ohne unsere Hilfe führen können.
Bei den Kollegen und Kolleginnen wurde ich direkt gut aufgenommen, alle waren freundlich zu mir und haben mich unterstützt! Am Anfang ist es natürlich erstmal komisch, zu fremden Leuten zu fahren und mit diesen etwas zu unternehmen. Mit der Zeit wurde das aber Routine. Büroarbeiten wie Zeiten nachfassen und Anträge ausfüllen gehören natürlich auch dazu.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass ich in diesem Jahr sehr viel über Menschen und das System des ABW gelernt habe. Man lernt sich selber sowie viele neue Leute besser kennen.
Jetzt fange ich an Soziale Arbeit zu studieren. Nicht zuletzt durch das Jahr beim ABW.
Meine gesammelten Erfahrungen während des FSJ’s werden mir dabei sehr nützlich sein.
Ich bin froh, dass ich mich für das Jahr entschieden habe! Mach auch du ein FSJ. Es lohnt sich!
– ANOUSCHKA –
Ich bin Anouschka, 19 Jahre alt und mache seit fast 10 Monaten mein FSJ im Wohnheim Recklinghausen- Süd, beziehungsweise in der Tagesbetreuung.
Zu meinem Aufgabenbereich gehört die Pflege und Begleitung der Bewohner und Teilnehmer mit einer geistigen sowie teilweise körperlichen Behinderung.
Unter Pflege könnt ihr euch die Begleitung der Bewohner bei Toilettengängen sowie beim Duschen oder der Morgen-/Abendhygiene (Zähneputzen, Gesicht waschen, …) vorstellen. Ist Pflege nicht so euer Ding, keine Sorge. Es handelt sich immer noch um ein FREIWILLIGes Soziales Jahr und alles was euch vorgeschlagen wird, könnt ihr ausprobieren. Wenn ihr Interesse an einer anschließenden heilpädagogischen Ausbildung habt, kann es allerdings sehr hilfreich sein.
Im Bereich Aktivität wird euch nicht unbedingt etwas vorgeschrieben. Wenn ihr gute Ideen habt, könnt ihr euch ein paar Leute schnappen und einen Kinobesuch planen, spazieren gehen, ein Eis essen, und und und …
Es gibt natürlich auch geplante Aktivitäten, zum Beispiel die Tiergestützten Maßnahmen, bei der uns Hühner und Meerschweinchen besuchen. Die Teilnehmer können die Tiere füttern und streicheln und lernen, was es heißt Verantwortung zu übernehmen.
Ich bin in mein FSJ gegangen um ein Jahr „Pause“ vom Lernen und Schulzeug zu haben, aber auch um mir nochmal was anderes anzuschauen, da ich vorher nur mit Kindern zusammen gearbeitet habe.
Jetzt ist mir klar, dass ich in Zukunft den Beruf der Heilerziehungspflegerin ausüben möchte. Bis ich im nächsten Jahr meine Ausbildung beginnen kann, freue ich mich noch ein Jahr in dem mir bekannten Wohnheim als Pädagogische Mitarbeiterin arbeiten zu dürfen und mich in den genannten Bereichen noch etwas besser entwickeln zu können.
Mich hat das gemeinsame Kochen, Spazieren, Spielen, Unterhalten und mit den Bewohnern sowie der freundschaftliche Umgang zu ihnen und dem Team überzeugt. Das hat mich dazu gebracht, mich jeden Tag aufs Neue darüber zu freuen zur Arbeit zu gehen und zu versuchen den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, was mich wirklich selbst glücklich und stolz macht.
Wisst ihr also nicht, was ihr nach eurem Abschluss oder vor eurer Ausbildung/eurem Studium machen wollt, nutzt die Zeit sinnvoll indem ihr ein FREIWILLIGes Soziales Jahr macht und euch durch praktische Erfahrung in beruflicher und auch persönlicher Hinsicht weiterentwickelt.
– ANNA –
„Wenn Mika morgens von seiner Mutter zur Schule gebracht wird, stehe ich schon da und er freut sich immer, wenn er mich sieht“, erzählt Anna Neumann.
Die 20-jährige absolviert ein FSJ als Schulbegleiterin und begleitet seit einem Jahr den 7-jährigen Mika während der Schulzeit. Die Abiturientin hat nicht sofort einen Studienplatz für Sonderpädagogik bekommen und entschloss sich deshalb, erste Erfahrungen im FSJ zu sammeln.
„Für mich die beste Gelegenheit zu erfahren, was es heißt, soziale Arbeit zu machen. Ich bereue es keine Minute“, so Anna.
Inklusion heißt, ganz selbstverständlich dazu gehören. Das gilt auch für den Schulbesuch. Damit dies bei Kindern mit Behinderungen in einer Förderschule oder einer Regelschule gelingt oder überhaupt erst möglich gemacht wird, ist häufig eine so genannte Schulbegleitung notwendig. Sie unterstützt die Kinder während des Schultages, im Unterricht und in der Klassengemeinschaft. „Ich reiche Mika das Essen, helfe ihm beim Stehen und Laufen mit einem Stehtrainer, unterstütze ihn bei Schulaufgaben, bin den ganzen Tag an seiner Seite“, erklärt Anna Neumann.
Eine Unterstützung, die Kerstin Rywoll, Mutter von Mika, sehr zu schätzen weiß: „Anna ist zu einer echten Vertrauensperson für Mika geworden. Sie haben so ein inniges Verhältnis und man merkt, dass Mika sie ins Herz geschlossen hat. Sie macht einen super Job“.
Wer sich entschließt, ein FSJ in der Schulbegleitung zu absolvieren, wird nach der Bewerbung zu einem Vorstellungsgespräch bei Eva Pankewicz, Mitarbeiterin im Heilpädagogischen Zentrum, eingeladen. „Hier wollen wir erste Tendenzen festlegen, was sich sowohl die jungen Menschen vorstellen können, aber auch was wir glauben, welche Tätigkeiten am besten passen könnten“. Wenn dann alles nach einer Hospitation und einem Hausbesuch bei den Eltern passt, steht den Schulbegleiterinnen und Schulbegleitern nichts mehr im Weg. „Mit Anna, aber auch allen anderen jungen Leuten, haben wir tolle, motivierte Menschen gefunden, die uns großartig unterstützen“, weiß die Sozialpädagogin.
„Am Anfang war ich noch etwas unsicher, schließlich habe ich viel Verantwortung gegenüber Mika und alle verlassen sich auf mich“, erzählt Anna Neumann. Doch schon nach kurzer Zeit waren alle Bedenken weg und Anna blickt zufrieden auf ihre Zeit als Schulbegleiterin zurück: „Ich habe zahlreiche Erfahrungen gesammelt, die ich so wahrscheinlich nie hätte machen können. Ich bin erwachsener geworden und weiß, dass jedes Kind, ob mit oder ohne Behinderung, etwas Besonderes ist“. Der Abschied nach einem Jahr fällt deswegen besonders schwer.
– Lydia –
„Die Mädels sind nett und haben immer gute Laune“ erklärt Sven Schulte-Fischedick, Beschäftigter in der Fördergruppe. „Seine Mädels“ sind Lydia Quibeldey und Marie-Theres Venohr. Sie absolvieren gerade ihr FSJ in der Fördergruppe der Hertener Glück-Auf-Werkstatt und betreuen, pflegen und begleiten Menschen mit hohem Hilfebedarf.
Beide hatten das Abitur in der Tasche und wussten nicht so recht, wie es weiter gehen kann. Da kamen die Annoncen in der Zeitung genau richtig. „Für mich war es die Chance mich beruflich, aber auch menschlich zu orientieren und auszuprobieren“, so die 19-jährige Lydia.
Nach einem Vorstellungsgespräch und Probetag in der Fördergruppe sind die jungen Frauen seit fast einem Jahr fester Bestandteil der Gruppe und bringen frischen Wind in den Alltag der Menschen mit Behinderung. Mit großem Respekt sind sie am Anfang an ihre Aufgabe gegangen, hatten vorher kaum Kontakt zu Menschen mit Behinderungen. „Doch man wächst mit seinen Aufgaben“, sagt Marie-Theres. „Inzwischen sind die Beschäftigen zu einem Teil unseres Lebens geworden“. Zu ihren Aufgaben gehören unter anderem das Herstellen von Kerzen, die Unterstützung beim Essen oder Hilfe bei der Körperhygiene.
„Es ist toll zu sehen, was für eine Entwicklung die jungen Frauen gemacht haben“, freut sich Abteilungsleiterin Judith Schmetzer. „Mit ihren Ideen, Talenten und ihrer fröhlichen Art sind die freiwilligen Helfer eine große Bereicherung für uns, alle profitieren davon“, ergänzt Martina Abendroth, Leiterin der Glück-Auf-Werkstatt. „Wir können froh sein, solche FSJ‘ler zu haben“, sind sich beide einig.
„Das war die beste Entscheidung meines Lebens“, schwärmt Lydia von ihrem bisherigen FSJ. „Die Arbeit ist jeden Tag aufs Neue erfüllend, abwechslungsreich und spannend“. Dem kann Marie-Theres sich nur anschließen. Für beide hat sich am Ende die berufliche und persönliche Orientierung ausgezahlt.
Lydia und Marie-Theres beginnen am 1. August ihre Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin im neuen Autismuszentrum.
– Helena –
Das Leben anders kennen lernen
„Nach sechs Wochen hier wusste ich, dass ich soziale Arbeit studieren werde.“ So eindeutig ist es nicht bei allen jungen Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem diakonischen Dienst absolvieren.
Helena Lotz, 20, hat ihre Entscheidung gefällt. „Ich bin gerne hier. Der Kontakt zu den alten Menschen gefällt mir sehr.“
Hendrik Baumann hatte sich schon zu Beginn seines Freiwilligen Sozialen Jahres anders orientiert. „Ich möchte Maschinenbau studieren und als Ingenieur arbeiten“, erzählt der 20-jährige im Gespräch. „Trotzdem mache ich dieses Jahr gerne hier im Haus Abendsonne“, fährt er fort. „Ich habe intensiven Kontakt zu Menschen. Ich merke, dass ich den Leuten hier wichtig bin. Sie erkundigen sich danach, wie es mir geht und wenn ich einige Tage weg war, freuen sie sich, mich wieder zu sehen. Das ist anders als in der Schule.“
Helena und Hendrik sind zwei von rund 90 Menschen, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr in einer Einrichtung des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Recklinghausen machen. „Wir sind sehr froh, dass die beiden da sind“, sagt Elke Zerbes-Walther, Leiterin des Altenwohn- und Pflegeheims. „Sie bringen Zeit mit. Zeit zum Spazierengehen, zum Vorlesen, zum Reden und Zuhören. Unsere Bewohnerinnen und Bewohner sind sehr froh darüber.“